Hummeln kümmern sich nicht um Pestizid-Cocktails: Die Forschung unterstreicht ihre Widerstandsfähigkeit gegenüber chemischen Belastungen.
15. April 2024
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von der Julius-Maximilians-Universität Würzburg
Hummeln scheinen ziemlich resistent gegen übliche Pestizide zu sein. Dies zeigt eine neue Studie, deren Ergebnisse nun von Wissenschaftlern der Julius-Maximilians-Universität Würzburg (JMU) in der Zeitschrift Environment International veröffentlicht wurden.
Das Team vom Biozentrum der Universität teilte eine Hummelkolonie und setzte die Tiere einzelnen Insektiziden und Fungiziden sowie Kombinationen dieser Pestizide aus. Die Wissenschaftler untersuchten dann die Lernfähigkeit und Flugaktivität der so behandelten Hummeln. Es wurden keine negativen Auswirkungen festgestellt. Die Studie wurde in Zusammenarbeit mit der Universität Bayreuth durchgeführt.
'Rettet die Bienen' ist ein Aufruf, der in den letzten Jahren in aller Munde war und die Aufmerksamkeit auf das weltweite Bienensterben gelenkt hat. Entgegen der landläufigen Meinung sind jedoch Honigbienen von diesem Rückgang nicht betroffen, da sie gut von Imkern versorgt werden. Die Bienensterblichkeit betrifft insbesondere Wildbienen, die viel weniger intensiv untersucht wurden als Honigbienen.
'In der Natur sind Bienen nicht nur einzelnen Stressfaktoren ausgesetzt, sondern begegnen in der Regel einer Vielzahl von Faktoren, die negative Auswirkungen auf Bestäuber haben können. Der Einsatz von Pestiziden ist eine der Hauptursachen für den Insektenrückgang', erklärt Ricarda Scheiner den Hintergrund der kürzlich veröffentlichten Studie. Scheiner ist Professorin für die Neuroethologie der Arthropoden am Zoologischen Institut II der JMU und Hauptautorin der Studie.
Wildbienen, einschließlich Hummeln, nehmen auf ihren Sammelflügen viele verschiedene Pestizide auf und tragen sie über ihre Nahrung in die Kolonie ein.
'Die Aufnahme von Pestizidmischungen kann Auswirkungen auf das Verhalten haben, die schwer vorherzusagen sind. Einige Mittel können miteinander interagieren und die Wirkung des anderen beeinflussen, was zu einer verstärkten oder abgeschwächten Wirkung führen kann', sagt Antonia Schuhmann, Erstautorin der Studie und Doktorandin bei Ricarda Scheiner.
Was passiert also, wenn Hummeln einen Cocktail aus Pestiziden aufnehmen? Beeinflusst dies ihr Verhalten? Diese Fragen untersuchten die Wissenschaftler in ihren Experimenten. Um zu untersuchen, ob Pestizidmischungen einen Einfluss auf das Lernverhalten und die Flugaktivität von Hummeln haben, haben sie am Biozentrum der Universität Würzburg eine neue Methode entwickelt.
Eine Hummelkolonie wird in vier 'Abteile' geteilt, und Scheiner erklärt: 'So ist es möglich, einzelne Behandlungen mit Insektiziden und Fungiziden sowie Mischbehandlungen an der gleichen Kolonie zu testen.' Dank der neuen Methode können Unterschiede zwischen den Kolonien ausgeschlossen werden. Außerdem werden pro Versuch weniger Kolonien benötigt.
Die Wissenschaftler untersuchten das Lernverhalten und die Flugaktivität nach der Behandlung mit einem Insektizid, einem Fungizid und einer Mischung aus beiden und verglichen die Ergebnisse mit einer Kontrollgruppe. Um das Lernverhalten zu untersuchen, wurden die Hummeln in einer Flugarena auf farbige Dummy-Blumen konditioniert.
Sie mussten lernen, eine bestimmte Blumenfarbe mit einer Zuckerwasserbelohnung zu assoziieren und dann gezielt zur trainierten Farbe zu fliegen. Das Ergebnis: die verschiedenen Pestizidbehandlungen hatten keine Auswirkung auf die Lernfähigkeit der Hummeln.
Die Flugaktivität wurde mit moderner RFID-Technologie untersucht. Kleine Tags wurden an einzelnen Hummeln angebracht, so dass jedes Tier eine eigene ID hatte. Scanner vor der Kolonie lasen die ID aus und speicherten sie, jeweils mit einem Zeitstempel. So konnten die Wissenschaftler die Flugaktivität jeder Hummel genau bestimmen. Auch hier zeigte die Analyse keine Auswirkungen der Pestizide.
'Die Experimente zeigen, dass die Hummel gegenüber chemischen Stressoren wie Pestiziden widerstandsfähig zu sein scheint', fasst Schuhmann das Hauptergebnis der Studie zusammen. Es bleibt jedoch unklar, wie andere Wildbienen in den Versuchen abschneiden würden.
'Die Hummel profitiert von ihrem sozialen Lebensstil in der Kolonie, der toxische Auswirkungen puffern und das Überleben schwacher Individuen sicherstellen kann', sagt Scheiner. Außerdem unterscheidet sich die Hummel in der Körpergröße von vielen solitären Wildbienen, die deutlich kleiner sind.
Laut den Wissenschaftlern sind daher weitere Experimente dringend erforderlich, um die Wirkung von Pestizidmischungen auf verschiedene Wildbienenarten zu verstehen.
Journal Informationen: Environment International
Provided by Julius-Maximilians-Universität Würzburg