Menschliche Gehirne, die an archäologischen Stätten gefunden werden, sind überraschend gut erhalten

20 März 2024 1673
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Zu Beginn ihrer Forschungen stieß die forensische Anthropologin Alexandra Morton-Hayward auf einen Artikel, der ein 2500 Jahre altes Gehirn beschrieb, das in einem abgetrennten Schädel erhalten blieb. Der Artikel verwies auf ein weiteres konserviertes Gehirn. Sie fand noch ein weiteres. Und noch eines. Nachdem sie 12 gefunden hatte, bemerkte sie, dass alle Artikel die Gehirne als einzigartiges Phänomen beschrieben. Sie grub weiter.

Es stellt sich heraus, dass natürlicherweise konservierte Gehirne gar nicht so selten sind, berichten Morton-Hayward von der Universität Oxford und Kollegen am 20. März in den Proceedings of the Royal Society B. Die Forscher haben ein Archiv von 4.400 menschlichen Gehirnen erstellt, die im archäologischen Fundbestand erhalten geblieben sind, einige davon sind fast 12.000 Jahre alt. Das Archiv enthält Gehirne von Nordpol-Entdeckern, Inka-Opfer und Soldaten des Spanischen Bürgerkriegs.

Da die Gehirne als äußerst selten beschrieben wurden, wurde bisher wenig Forschung an ihnen betrieben. "Wenn sie kostbar und einzigartig sind, dann will man sie nicht analysieren oder stören", sagt Morton-Hayward. Weniger als 1 Prozent des Archivs wurde untersucht.

Die Übereinstimmung des Fundorts der Gehirne mit historischen Klimamustern deutet darauf hin, was die Gehirne vor dem Verfall bewahrt haben könnte. Über ein Drittel der Proben blieb aufgrund von Austrocknung erhalten; andere wurden gefroren oder gegerbt. Abhängig von den Bedingungen könnte die Textur der Gehirne von trocken und brüchig bis hin zu quetschbar und tofuähnlich variieren.

Etwa ein Viertel der Gehirne stammte von Körpern, bei denen kein anderes weiches Gewebe erhalten war. Keine Haut, Nieren oder Muskeln, "nur das geschrumpfte perfekte kleine Gehirn, das in einem Schädel herumklappert", sagt Morton-Hayward.

Warum Gehirne erhalten bleiben, wenn anderes weiches Gewebe sich zersetzt, ist unklar, aber die Antwort könnte in der chemischen Zusammensetzung des Organs liegen. Das Verhältnis von Proteinen zu Lipiden im Gehirn ist einzigartig, bei 1-zu-1. Andere weiche Gewebe haben mehr Kohlenhydrate und sehr unterschiedliche Verhältnisse von Proteinen zu Lipiden. Dieses Verhältnis könnte wichtig sein, weil Metalle wie Eisen, wenn sie ins Spiel kommen, dazu führen könnten, dass Proteine und Lipide miteinander verschmelzen und bestehen bleiben.

Das Team verwendet nun neue Werkzeuge, um die molekularen Wechselwirkungen hinter der Gehirnkonservierung besser zu verstehen.


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