ADHS, BPS und Trauma: Was ist die Verbindung?

29 Juni 2023 901
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F: "Wie sollten Ärzte das Erleben eines Patienten im Zusammenhang mit Traumata und belastenden Ereignissen in Bezug auf Erkrankungen verstehen, die oft mit Traumata assoziiert sind, wie z. B. der Borderline-Persönlichkeitsstörung (BPS) und der Aufmerksamkeitsdefizit-/Hyperaktivitätsstörung (ADHS)? Wie sollten Ärzte traumatische Ereignisse bei der Bewertung und Behandlung dieser Patienten berücksichtigen?"

Bei ADHS wissen wir, dass Personen ein höheres Risiko für verschiedene Arten von Traumata haben.1 Wir wissen auch, dass die Anzeichen von Traumata - wie Unaufmerksamkeit und emotionale Dysregulation - mit den Anzeichen von ADHS überlappen können. Aufmerksamkeitsprobleme können zum Beispiel durch aufdringliche Gedanken an ein traumatisches Ereignis verursacht werden. Eine stimulierende Medikation kann die Unaufmerksamkeit bei ADHS verbessern, aber sie hilft nicht bei Unaufmerksamkeit, die auf Trauma basiert und nicht mit ADHS zusammenhängt. Eine stimulierende Medikation könnte intrusive Gedanken sogar verschlimmern.

Was BPS betrifft, wissen wir, dass die meisten dieser Personen (ungefähr 70%) traumatische Erfahrungen haben und dass Traumata eine wesentliche Rolle bei der Entwicklung von BPS spielen.2 Das Verständnis der Auswirkungen von Traumata und die Verarbeitung ihrer Auswirkungen auf das Leben eines Patienten sind ein wichtiger Bestandteil der Bewertung und Behandlung von BPS. Ein traumatisches Ereignis kann zum Beispiel die Entwicklung der Identität und des Selbstbildes einer Person stören - ein Anzeichen für BPS.

Gleichzeitig sollten Ärzte, obwohl es hilfreich ist, die BPS eines Patienten als Ergebnis ihrer traumatischen Erfahrungen zu verstehen, auch berücksichtigen, dass die meisten Menschen, die traumatische Ereignisse erleben, nicht BPS, PTBS, ADHS oder andere schwere psychische Erkrankungen entwickeln. Dennoch kann sich Trauma auf vielfältige Weise auswirken - von der Entwicklung von Ängsten vor Verlassenwerden bis hin zu intensiven Reaktionen auf sensorische Auslöser im Zusammenhang mit dem traumatischen Ereignis. Ein differenzierter Ansatz in Bezug auf Traumata, der berücksichtigt, wie ein Patient das traumatische Ereignis versteht, ist entscheidend.

Ein weiterer wichtiger Punkt: BPS und ADHS sowie andere psychiatrische Diagnosen sind leider stark stigmatisiert. Ob ein Patient BPS, ADHS oder beides hat und ob er eine Geschichte von Traumata hat, sollten Ärzte den Patienten dabei unterstützen, ihre Diagnosen als Informationen zu betrachten, die ihnen helfen können, zu verstehen, was sie erleben, und sie zu angemessenen Behandlungen zu führen.

Der Inhalt dieses Artikels stammt teilweise aus dem ADDitude ADHD-Expertenwebinar mit dem Titel "Borderline-Persönlichkeitsstörung und ihre Verbindung zu ADHS" [Video-Wiederholung und Podcast Nr. 446] mit Roberto Olivardia, Ph.D., das am 15. März 2023 ausgestrahlt wurde.

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