Ein neuer Blick auf die DNA des Ötzi, des Manns aus dem Eis, enthüllt neue Abstammungen und andere Überraschungen.

17 August 2023 3446
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Ein neuer Blick auf die DNA des Gletschermannes zeigt, dass seine Vorfahren nicht die waren, für die Wissenschaftler sie bisher hielten.

Im Jahr 2012 erstellten Wissenschaftler ein vollständiges Bild von Ötzis Genom, aus dem hervorging, dass die gefrorene Mumie, die aus einem Gletscher in den Tiroler Alpen schmolz, Vorfahren von der kaspischen Steppe hatte (SN: 28.02.12). Aber etwas stimmte nicht.

Der Gletschermann ist etwa 5.300 Jahre alt. Andere Menschen mit steppenländischer Abstammung tauchten im genetischen Protokoll Mitteleuropas erst vor etwa 4.900 Jahren auf. Ötzi "ist zu alt, um solche Vorfahren zu haben", sagt der Archäogenetiker Johannes Krause vom Max-Planck-Institut für evolutionäre Anthropologie in Leipzig, Deutschland. Die Mumie "war immer eine Ausnahme".

Krause und seine Kollegen haben ein neues genetisches Handbuch für den Gletschermann zusammengestellt. Das alte Genom war stark mit DNA von modernen Menschen verunreinigt, berichten die Forscher am 16. August in der Zeitschrift Cell Genomics. Die neue Analyse zeigt, dass "die steppenländische Abstammung vollständig verschwunden ist".

Aber der Gletschermann hat immer noch Besonderheiten. Etwa 90 Prozent von Ötzis genetischem Erbe stammen von neolithischen Bauern, ein ungewöhnlich hoher Anteil im Vergleich zu anderen Überresten aus der Kupfersteinzeit, sagt Krause.

Das neue Genom des Gletschermannes zeigt auch, dass er eine Glatze hatte und dunklere Hautfarbe hatte, als künstlerische Darstellungen vermuten lassen. Die Gene, die helle Hauttöne verleihen, wurden erst vor 4.000 bis 3.000 Jahren verbreitet, als Frühbauern anfingen, pflanzliche Kost zu sich zu nehmen und nicht mehr so viel Vitamin D durch Fisch und Fleisch erhielten wie Jäger und Sammler, sagt Krause.

Wie Ötzi und andere DNA von alten Menschen zeigen, dauerten die genetischen Veränderungen der Hautfarbe Tausende von Jahren, bis sie in Europa üblich wurden.

"Menschen, die zwischen vor 40.000 Jahren und vor 8.000 Jahren in Europa lebten, waren so dunkelhäutig wie Menschen in Afrika, was viel Sinn ergibt, denn [Afrika ist] der Ort, von dem die Menschen stammen", sagt er. "Wir haben uns immer vorgestellt, dass [Europäer] viel schneller hellhäutig wurden. Aber jetzt scheint es, dass dies tatsächlich recht spät in der Menschheitsgeschichte geschah."

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